Grünhof-Tesperhude Nachruf für Wolf-Dieter Kamp

Wolf-Dieter Kamp. Copyright: Privat

Ob er das Wort „Ehrenamt“ eigentlich gemocht hat? Ich habe ihn nie danach gefragt. Aber sicher ist: nach der „Ehre“, die darin enthalten ist, hat er nie gestrebt. Und das „Amt“ war ihm egal, darum ging es ihm nie. Aber die Verantwortung, die man als mündiger Christ in seiner Gemeinde und für seine Gemeinde hat, die war ihm beileibe nicht egal, im Gegenteil. Aber ich kenne kaum einen Menschen, auf den das Wort besser passen würde bzw. der sein Ehrenamt gewissenhafter ausgeübt hätte, als ich und andere es bei ihm erlebt haben. Als er sich nach einer überaus erfolgreichen beruflichen Laufbahn Anfang der 2000er Jahre entschieden hatte, in den Ruhestand zu treten und mit seiner Frau ihr Elternhaus in Krümmel bezogen hatte, hat er in der Gemeinde für sich einen Ort gefunden. Lange Jahre hat er das nicht leichte Amt des Vorsitzenden im Kirchenvorstand, heute „Kirchengemeinderat“ ausgeübt, und es damit den Pastoren erheblich erleichtert, ihren eigentlichen Aufgaben in der Verkündigung und der Seelsorge nachzugehen.

Ein ganz besonderer Verdienst ist dabei die Sanierung der KITA gewesen, die vor gut 10 Jahren kurz vor der Schließung stand und ohne ihn ganz sicher dieses Schicksal ereilt hätte. Aber auch sonst hat er, wenn es z.B. um Bauvorhaben ging oder die Erstellung von Haushaltsplänen, den Pastoren den Rücken freigehalten.

Dabei gab es Reibungsflächen genug. Aber immer wenn das Schiff ins Schwanken geriet, hat er den Menschen in der Gemeinde Mut gemacht, sich zu ihrer Kirche zu halten. Einer von vielen Gründen, das der KGR vor 3 Jahren ihn für das Ansgarkreuz vorgeschlagen hat: die höchste Auszeichnung für Ehrenamtliche, die in diesem Kirchenkreis verliehen werden kann. In einem feierlichen Gottesdienst hat die Pröpstin ihn dann damit ausgezeichnet.

Typisch für ihn, dass er vorher so ein bisschen „grummelte“, aber er hat es dann doch an seinen Jacketts getragen. Wer ihn kannte, weiß auch: er hat nichts einfach so mir nichts, dir nichts hingenommen, sondern sehr sorgfältig nach allen Richtungen die Alternativen geprüft, und dabei keine Auseinandersetzung gescheut. Ähnlich habe ich ihn in Glaubensfragen erlebt: sein wacher Verstand ließen ihn Glaubens“wahrheiten“ nicht unbefragt übernehmen – und so hat sich manches tiefgehende Gespräch eröffnet. Dazu passt auch seine intensive Recherche zu den Pastoren, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Grünhof tätig waren. Sie hätte zu einem Buch führen können, wenn er sie zu Ende geführt hätte.

Wolf-Dieter Kamp, ein Mensch, den man gut leiden konnte. Immer freundlich, auch wenn es etwas zu beanstanden gab, mit einer guten Portion Humor ausgestattet (bei den Leistungen „seines“ Werder Bremen gab es da manchmal Grenzen), den Menschen zugewandt, aber nie kumpelhaft vertraulich. Ich glaube, es hat ein wenig Überwindung gekostet, bis wir beim „du“ gelandet sind.

Sein Berufsleben hat ihn durch ganz Norddeutschland geführt. Und die Erfahrungen, die er an exponierter Stelle in den Ämtern für die Wasserwirtschaft sammelte, haben ihm später sicher auch geholfen, in der ehrenamtlichen Tätigkeit das rechte Maß zu finden. Schon damals gab es Anzeichen einer Krankheit. Sie schien gebannt, bis sie vor 3 Jahren erneut in anderer Form auftrat. Und plötzlich war sie Anfang dieses Jahres wieder diagnostiziert. Es ging dann leider alles sehr, sehr schnell.

Am 17. Juni hat er im Eppendorfer Krankenhaus im Alter von 77 Jahren für immer die Augen geschlossen (wir bedauern an dieser Stelle, dass in der Anzeige des KGR im „Anzeiger“ mit dem 18. Juni ein falsches Datum abgedruckt worden ist.)

Unser Mitgefühl gilt Sabine Kamp und der Familie.

Pastor Joachim Kurberg